Dienstag, 26. August 2008

Im Strandbad Alte Donau

















In den letzten Tagen war ich gleich zweimal im Strandbad Alte Donau. Am Freitag (22.8.08) gemeinsam mit Verena, und weil's so schön war gestern (25.8.08) noch einmal. Da mir das Flair dieses Alt-Wiener Bads so gut gefällt, habe ich seine Geschichte ein bisschen recherchiert und im Zuge dessen auch mein Allgemeinwissen über die Donau aufpoliert. Warum etwa hat die Donau nicht nur einen oder zwei, sondern gleich vier Arme? Und wieso geht man in Wien bitte an den "Strand"?



Wien ist anders, das war schon immer so. Die Hauptstadt Österreichs hat unter anderem eine Art des Badevergnügens zu bieten, die man nicht allerorts findet: Hier gibt es "Strände", obwohl das Meer hunderte Kilometer entfernt und Österreich bekanntlich ein Binnenland ist. Die Wiener setzen dem Mangel an Meerwasser nämlich selbstbewusst entgegen, dass es sich in Flüssen genauso schön plantschen lässt, und baden seit jeher an den Stränden der Donau.




Die Donau, ein Strom der sich durch den nordöstlichen Teil der Stadt zieht, hat vier Arme: mitten in der Stadt fließt der Donaukanal (1), der gemeinsam mit der Ringstraße die Innere Stadt (=1. Bezirk) begrenzt. Nordöstlich des Donaukanals befinden sich der 20. Wiener Gemeindebezirk (Brigittenau) und der 2. Bezirk (Leopoldstadt), die ihrerseits wiederum vom Hauptarm der Donau (schlicht und einfach die Donau (2) genannt) begrenzt werden. Zwischen der Donau und der Neuen Donau (3) erstreckt sich über ca. 42 km die Donauinsel, ein in den 70ern (1972-9178) errichtetes Freizeitgebiet das ausgiebig zum Inlineskaten, Radfahren, Laufen und Auspannen genutzt wird und auf dem alljährlich im Juni das europaweit größte Freiluftfestival, das Donauinselfest, über die Bühne geht. Das Gebiet hinter der Neuen Donau, das im Volksmund Transdanubien genannt wird, teilt sich auf die Bezirke Floridsdorf (21.) und Donaustadt (22.)auf. Hier befindet sich der vierte Arm der Donau, die sogenannte Alte Donau (4).


Die Alte Donau ist ein stillgelegter Teil des Flusses (=Binnengewässer), der seit der Abkoppelung im 19. Jahrhundert als Naherholungs- und Wassersportgebiet dient. Im Zuge der Donauregulierung von 1870 bis 1875 wurde aufgrund von ständiger Hochwassergefahr ein neuer Hauptstrom (die heutige Donau) gegraben und die Alte Donau mit zwei Dämmen vom neuen Hauptarm abgetrennt. Neben zahlreichen versteckten Gratis-Badeplätzen reihen sich dutzende öffentliche Strandbäder aneinander; eins davon ist das Strandbad Alte Donau.


Das Strandbad Alte Donau gibt es bereits seit 1918, was man ihm auch ansieht. Es wirkt so als wäre es bei seiner Gründung nach dem 2. Welktkrieg hypermodern gewesen und seither nicht erneuert worden. 1961 hat zwar eine Renovierung stattgefunden, aber erstens ist das auch schon wieder 47 Jahre her und zweitens erfolgte die Restaurierung wohl ohne größere Umgestaltungen. Die Erhaltung des Strandbads im Stil der Zwischenkriegszeit sorgt für eine ganz spezielle Atmosphäre, bei der das Baden gleich noch mehr Spaß macht. Das Publikum ist übrigens gemischt und äußerst angenehm; viele ältere Leute kommen jeden Tag, doch auch Familien und junge Menschen frequentieren das Bad. Die Kinder genießen vor allem den Bereich rund um die beiden Chlorbecken und den großen Spielplatz in der Nähe des Eingangs. Damit das leibliche Wohl der Besucher nicht zu kur kommt werden in einem Buffet und einem Strandcafé/Restaurant Erfrischungen aller Art angeboten. Der Strand selbt ist mit Kies ausgelegt und wird von zwei Stegen gesäumt, zwischen denen man hin- und herschwimmen kann, wobei eine Runde bei gemütlichem Tempo ca. 10 Minuten dauert. In der Wiese werden bunte Holzpritschen und Liegen für Sonnenhungrige zur Verfügung gestellt, aber auch an schattigen Bereichen mangelt es dank zahlreicher Laubbäume nicht. Alles in allem ist das Strandbad Alte Donau wärmstens zu empfehlen. Es bietet echten Wiener Flair und ein Stück unberührte Natur.


Erreichbarkeit:
  • Mit dem Fahrrad: am Radfahrsteg über die Nordbahnbrücke den Radweg entlang der Arbeiterstrandbadstraße bis zur Nr. 91 (=Adresse des Strandbads Alte Donau).
  • Mit den Öffis: U6 bis Neue Donau, Badbus 20A direkt bis zum Strandbad Alte Donau (Achtung: Der Bus fährt nur bei Badewetter)

Noch ein paar Fotos:

Blick Richtung Osten, mit Schilf

Blick Richtung Westen; Leopoldsberg im Hintergrund


Liegewiese mit Pritschen

Umkleide- und Sanitärbereich


Liegewiese und Holzsteg

Einziger Nachteil: die Algen; Blick Richtung Osten



Blick Richtung Westen; Leopoldsberg

Wassertemperatur: 20°C

Uhrzeit: 17:55


Wegweiser

Abendstimmung: das Bad hat sich geleert

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